Montagmorgen. Es ist 7 Uhr. Mein dritter Wecker klingelt. Wie bei den anderen beiden, haue ich nur träge darauf herum, damit er bloß schnell wieder mit dem hässlichen Getute aufhört. Zumindest nehme ich das an, denn daran, dass bereits zwei andere Wecker geklingelt haben, kann ich mich nicht erinnern. Puh, endlich ist das Ding aus! Mein Kopf, den ich mit größter Anstrengung um nur wenige Millimeter gehoben hatte, um das zweite Auge zum Sehen benutzen zu können, plumpst wieder ins Kissen zurück. Es ist einfach zu kuschelig warm unter meiner bauschigen Bettdecke und... ja, schon bin ich wieder weg. Zurückgezogen vom unendlich starken Sog des Schlafes, hinein in eine Welt, in der ich gerade im Begriff bin, aufzuwachen. In dieser Welt zerbreche ich mir den Kopf darüber, welcher Tag heute ist und ob ich jetzt wirklich aufstehen muss oder nicht doch noch ein paar Minuten dem hektischen Leben vor meinem Bett entgehen kann. Mir fällt einfach nicht ein, welches Datum wir haben und ob ich heute schon um 8 oder doch erst halb 10 in der Schule sein muss. Nachdem ich beinahe panisch eine gefühlte halbe Stunde darüber nachgedacht habe, begreife ich endlich, dass ich erstens träume und zweitens gar nicht mehr in die Schule gehe, sondern um 8 auf Arbeit sein muss. Oh nein! Mit diesem riesigen, rot pulsierenden Gedanken vor meinem geistigen Auge reiße ich mich hoch, raus aus dem Traum, hinein in den kalten Morgen, nur um festzustellen, dass gerade einmal zehn Minuten vergangen sind und ich nun in Ruhe aufstehen kann. Während ich mich anziehe, kreisen meine noch teilweise verschreckten und verwirrt umherirrenden Gedanken um all die Sachen, die ich mir merken wollte. Heute muss ich in die Bibliothek und Einkaufen, ich muss früher ins Bett gehen und versuchen auf Arbeit Mehrstunden zu bekommen, ich muss meinen Dauerohrwürmern* nachgeben und mich warm genug anziehen. Da fällt mir das Buch wieder ein, das ich zur Zeit lese und ein Lächeln schleicht sich in mein Gesicht. So beginnt ein Tag wie jeder andere, könnte man meinen. Würde ich heute nicht mit eben diesem Lächeln im Gesicht ins Büro spazieren und denken: "Fantastisch, dass wir gleichzeitig leben!"
♥ Regenschirmtier*Elvis Costello - "She" und Tonbandgerät - "Hirngespenster"