Gerade saß ich hier und schrieb so dies und das und hörte
Harry Potter und dachte so vor mich hin, als ich das Gefühl bekam, jetzt unbedingt mal wieder etwas loswerden zu müssen. Nämlich: Redet! Redet und wenn euch die Lippen in Fetzen hängen und die Zunge lahm wird und die Stimmbänder kratzen. Was auch immer es ist, lasst es jemanden wissen. Wenn es euch schlecht geht, wenn ihr Sorgen habt, wenn ihr Angst habt und nicht weiter wisst: Es gibt immer jemanden in eurem Umfeld, der euch sicher gerne zuhört, vielleicht einen Rat oder ein paar tröstende Worte parat hat oder eben einfach nur eine Schulter zum weinen bietet. Umfeld heißt nicht automatisch, dass es Menschen sind, die ihr physisch berühren könnt. Zum Umfeld gehören auch die Leute, die weiter weg wohnen und manchmal "hören" eben diese viel besser zu. Oder anders gesagt fällt es Einigen leichter, übers Telefon oder eine e-Mail über ihre Probleme, Gedanken und Gefühle zu sprechen. Wenn nötig, auch auf Englisch. Aber nun dreht den Spieß mal andersrum! Wer hört euch zu, wenn ihr von eurem Lieblingsschauspieler oder -Sänger, einer tollen Begegnung, einem wunderherrlichen Herzmoment oder eurer derzeitigen Obsession erzählen wollt? Wer hört euch wirklich zu und ist vielleicht sogar in der Lage, sich mit euch zu freuen oder - noch besser - sich über euch zu freuen? So viele Menschen hetzen einfach nur durch ihr Leben, existieren nur, arbeiten, um des Geldes Willen, zeugen Kinder um der Nachkommen Willen, weil es das Leben so will, weil es so vorgesehen ist, aber nur wenige hören noch zu, hören wahrhaft zu und zu wenige, viel zu wenige sagen laut, was sie denken & fühlen. Weil man sie nicht lässt, ihnen die Luft nimmt, weil es für zu unwichtig erachtet wird. Dabei ist es so - und damit meine ich SOOO - wichtig, zu sagen, was einem auf dem Herzen brennt. Egal, ob es aus der Freude oder dem Leiden kommt. Habt diese Gefühle, lasst euch von ihnen durchströmen, ja. Fühlt die Angst und fühlt den Schmerz, weil sie gefühlt werden müssen (
"Schmerz verlangt, gespürt zu werden."), aber bleibt nicht für euch, verschanzt euch nicht in euch selbst, sondern redet und überfordert die Menschen um euch herum damit. Wenn ihr in der Stadt seid und das dringende Bedürfnis habt, zu weinen, weshalb auch immer, dann tut das und lasst euch nicht davon abhalten, dass da Menschen herumlaufen, die gaffen und sich fragen, was los ist. Verwirrt sie. Dasselbe gilt für die Freude. Schluckt die unbändige Freude, die euch überkommt, nicht wieder herunter, nur weil es gerade nicht dran ist. Lasst sie raus, gebt ihr Raum, erzählt von ihr. Lasst die Menschen teilhaben daran. Lacht laut auf, wenn euch ein witziger Gedanke kommt. Verwirrt die Menschen. Denn das ist, was Emotionen tun. Sie verwirren diejenigen, die längst mehr Maschine und weniger Mensch geworden sind. In anderen Worten: Lebt. Seid ihr selbst. Lebt euch aus. Redet. Und hört zu.
♥ Regenschirmtier