Donnerstag, 31. Juli 2014

Musik ohne Text

Vermissen, das tut Jeder. Ob nun Menschen oder Dinge oder Geschehnisse (oder oder oder), jeder Mensch vermisst irgendwann in seinem Leben irgendetwas. Manches vermissen wir ganz offensichtlich, wir wissen ganz genau, was und warum wir es vermissen. Bei anderen Dingen fällt uns erst auf, wie wichtig sie waren, dass wir mit dem Vermissen beginnen, wenn sie nicht mehr da sind. Natürlich, warum sollten wir auch etwas vermissen, was noch da ist? Zur letzten Gruppe gehört das, was ich vermisse. Oder besser: vermisst habe. Nur, dass es mir nicht klar war. Einiges vermissen wir, ohne es zu merken und erst, wenn uns jemand darauf hinweist oder plötzlich ein Teil davon in unser Leben zurückgeschubst wird, fällt uns auf, wie sehr es uns gefehlt hat.
Mir war nicht klar, dass sie nicht mehr da war, aber seit gestern vermisse ich sie: Musik. Halt, bevor ihr aufschreit und euch an den Kopf greift oder mir einen Kommentar schreibt, in dem steht, wie ich denn keine Musik habe hören können, verbessere ich mich: Klassische Musik. Musik ohne Beat, ohne Text, ohne schwere Gitarrensoli. Schlichtweg ...wie sagt es Bodo Wartke? E-Musik! Ernste Musik. Alte Musik. Von Komponisten, die schon lang tot sind und weiße Perücken getragen haben, taub wurden, jung starben oder in der Psychiatrie landeten. Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und ihre Freunde (oder auch nicht ;)) waren früher ein großer Teil meines Lebens. Als ich mir über mich selbst noch nicht ganz so sicher war und vor allem noch nicht meinen Musikstil gefunden hatte. Ich bin jemand, der nicht nur mit klassischer Musik aufgewachsen ist, sondern sich auch dafür interessiert und sie gern in der Freizeit gehört hat. In den letzten Jahren ist mir das irgendwie abhanden gekommen. Was nicht unbedingt schlimm ist, da ich in dieser Zeit dennoch viel Wundergutes und Zauberschönes erlebt habe. Doch als Sophie und ich gestern vor dem Hamburger Hauptbahnhof langliefen, wurde ich daran erinnert, wie herrlich diese Musik ist und am liebsten wäre ich dort sitzen geblieben oder hätte dazu getanzt und diesen Moment so richtig ausgekostet. Es lief nichts was ich kannte, aber es waren Streicher, in diesen paar Sekunden der schönste Klang in meinen Ohren. Jetzt, wo ich hier sitze und während des Schreibens Schuberts "Unvollendete" höre, habe ich große Lust, mir ein Orchester zu suchen und endlich wieder Cello zu spielen. Ob ich das tatsächlich mache, weiß ich noch nicht (schließlich habe ich fast 6 Jahre nicht mehr richtig gespielt), aber ich denke, ich werde mir diesen Teil der Musik, die ich so unendlich liebe, nicht mehr abhanden kommen lassen. Danke, Hamburger Hauptbahnhof.
♥ Regenschirmtier

1 Kommentar:

  1. Ahhhhhhh, wieso verpasse ich gerade so viele Einträge von dir :(
    Und dann so schööööne auch noch <3 Es freut mich, dass dir das in Hamburg "passiert" ist :)
    Und gerade hab ich VOLL Lust Schubert zu hören xD Ich glaub das mach ich gleich mal.
    Danke für so einen tollen Musikbeitrag, der mal nichts mit Tim Bendzko und Ed Sheeran und Passenger zu tun hatte. Nicht, dass ich unsere Zeilen über sie nicht liebe, aber irgendwie ... war es gerade total gut und schön und richtig auch mal über das hier zu schreiben. DANKE ♥

    AntwortenLöschen