Sonntag, 9. September 2012

C'est la vie

Wow, es passiert einfach so viel im Moment! Es ist, als ob ich in einem Strudel aus Farben herumwirbele, wie ein Wirbelsturm ohne windstilles Auge und da fliegen tausende Bilder herum, alle flattern sie an mir vorbei und keins kann ich so wirklich festhalten. Dann treffe ich eine Entscheidung, ich kann tatsächlich ein Bild einfangen und sehe mich darin und deswegen versuche ich in dieses Bild hineinzuspringen. Ja, unglaublich, ich wirbele herum, ohne jede Kontrolle, aber ich möchte wirklich in dieses Bild hinein. Doch plötzlich bebt es. Mitten im Farben- und Bildersturm gibt es ein kräftiges Ruckeln, das Bild entgleitet fast meinen Händen. Ich kann es gerade noch festhalten, aber als ich wieder draufschaue, haben sich die Farben ein wenig geändert. Sie sind dunkler, mit mehr blau- und lila-tönen darin. Trotzdem ist dies noch immer das Bild, was einen Weg zeigt, der mir gefällt und den ich gehen möchte, also bringe ich alle Kräfte auf, um irgendwie auf dieses Bild zu gelangen. Wieder lenkt mich kurz etwas ab, es wird heller um mich herum, das Licht bekommt einen Hauch von Neon, aber nur für eine Minute. Noch immer wirble ich in der Luft umher, völlig frei und wild in diesem Strudel aus Farben und Polaroidfotos. Eine Weile versuche ich einfach nur nicht herunterzufallen, irgendwie Kontrolle zu bekommen und drücke das Bild an meine Brust. Aber natürlich - wie sollte es auch anders sein - gibt es noch ein zweites Beben, stärker diesmal. Für ein paar Sekunden falle ich, ja, ich falle, weil der Wirbelsturm wie gebannt ist, aber bevor ich es überhaupt richtig realisiert habe, hat der Farbenstrudel schon wieder Fahrt aufgenommen und ich werde stärker herumgewirbelt als vorher. Glücklicherweise habe ich das Foto mit beiden Händen festgehalten, sonst hätte ich es vielleicht ganz verloren. Ich schaue es mir an und bemerke einen leichten grauen Schleier über dem gesamten Bild. Aber trotzdem, trotzdem ist es immernoch mein Bild, das Foto, was ich inmitten dieses ganzen Herumgeflatter einfangen konnte. Mein Wunsch, in es hineinzuspringen wird immer stärker. Doch der Sturm hat mich fest im Griff. Ob ich ihm je entfliehen kann? Würde ich das überhaupt wollen?
Ich habe gerade nach einem Bild gesucht, das diesen Farb- und Bildersturm irgendwie abbildet, aber das gibt es nicht. Ich wollte ihn euch zeigen, aber das Bild ist nur in meinem Kopf. Sicher verstehen nicht alle, die das oben lesen den Sinn darin, denn nicht alle wissen, was in meinem Leben gerade vor sich geht. Das ist nicht schlimm. Was ich euch aber trotzdem noch erzählen wollte hat mit dem Flow zu tun. Oder wie Walter Moers alias Hildegunst von Mythenmetz und der Schattenkönig es nennen: Das Orm.
Erst gestern habe ich eines der großartigsten Bücher überhaupt fertig gelesen. Die Rede ist von "Die Stadt der träumenden Bücher". Egal, wer ihr seid, was ihr tut und ob ihr Literatur mögt: Dieses Buch wird jedem gefallen. Es ist ganz einfach vollkommen, grandios, wunderherrlich und voll mit so viel Liebe!
Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Das Buch erzählt von der Schriftstellerei - grob gesagt. Die Geschichte ist ja viel größer, als man sich anfangs vorstellen kann. Jedenfalls wird sich unter Schriftstellern und Dichtern in Zamonien vom Orm erzählt. Was genau es ist, weiß niemand so richtig anscheinend. Trotzdem wollen die, die daran glauben, es unbedingt erreichen. Und dann gibt es da dieses Manuskript, bei dessen Schreiben der Schriftsteller nur so vom Orm durchflutet gewesen sein muss.
Was aber hat das Orm jetzt mit dem oben erwähnten Flow zu tun? Tatsächlich wage ich zu behaupten, dass es ein und dasselbe ist.
Jetzt muss ich aber erstmal sagen, dass ich unter Flow nicht das gleiche verstehe wie irgendwelche Hiphopper oder in welchen Kreisen dieses Wort sonst noch benutzt wird. Nein, ich habe es einem weiteren Buch entnommen: "Jetzt ist deine Zeit" von Eddi Hüneke (Mitglied der Wise Guys). Ich bin gerade dabei, es zu lesen. Obwohl diese beiden Bücher unterschiedlicher nicht sein könnten, kommt in ihnen ein Zustand (oder Ort oder Wasauchimmer) vor, dem die beiden Autoren zwar unterschiedliche Namen gegeben haben, der aber meiner bescheidenen Meinung nach das völlig gleiche beschreibt.
Ich versuche es mal zu beschreiben, wie ich es empfinde. Es ist wie eine Kraft, die sich bündelt und unter der man zu Dingen fähig ist, die man normalerweise nicht kann. Es durchfährt einen irgendwie und wenn man das bemerkt und dann eine Sache beginnt, kann man nicht sagen, wie sie endet. Sicher ist aber, dass es gut wird. Mehr als gut. Man ist in diesem Moment total bei sich, man genießt diesen Zeitpunkt.
Das ist das Orm. Oder auch der Flow. Wie wärs mit Florm? ;)
Der Text ist schon megamäßig lang geworden, aber eins muss ich noch sagen: Manchmal spüre ich es. Das sind die Momente, wo hier die richtig guten Texte entstehen. Und ich denke, was ich oben geschrieben habe, ist auch durchflormt. Bei Herrn Moers gibt es das Orm nur für Dichter und Schriftsteller. Eddi hat den Flow beim Schreiben von Texten und Musik, aber auch auf der Bühne erlebt. Ich denke, er kann einen in jedem Bereich des Lebens überrollen oder treffen oder mitreißen. Und ich finde es unglaublich toll.

♥ Regenschirmtier

PS: "C'est la vie" musste ich jetzt auch schon ein paar Mal sagen und werde ich sicher in meinem Leben noch häufiger. Trotzdem wärs mir lieber, wenn einfach mal alles funktionieren würde. Aber... c'est la vie.

3 Kommentare:

  1. wow. DAS war wirklich mal literarisch wahnsinn. das haut mich um. das hebt sich ab von anderen texten... das war durchflormt und zudem hatte es seit langem mal wieder sehnsucht gepaart mit Hoffnung und weniger mit Trauer und Mitleid... ich wünsche, dass es dich noch öfters durchflormt... und dass das Bild bei dir bleibt... und wenn es weggezogen wurde...dann hat der wirbelwind sich was dabei gedacht und wirbelt ein neues auf, dass du nur ergreifen musst... dann war es zeit, dass das alte geht... aber solange du es halten kannst...halte dieses erst einmal... :*

    AntwortenLöschen
  2. My love!
    Mal wieder wunderherrlichtoll geschrieben von dir! Ich weiß genau, wie du dich fühlst im Moment und es ist bei mir ganz genauso... Auch ich hab das Buch vor ein paar Monaten gelesen und es ist einfach der Hammer! Also Leute, lest es!
    Stell dir mal vor, wo wir vor ein paar Monaten waren und wie wir unser Leben da geplant hatten... Alles ist ein wenig anderes geworden und das ist auch gut so. Wenn man immer alles planen könnte, wie langweilig wäre das denn? Hildegunst macht sich auch auf eine ziemlich abenteuerliche Reise und was ihm da so alles passiert auf dem Weg... genau wie uns.
    Wie du schon gesagt hast: C'est la vie!
    Man muss es nehmen, wie es kommt.

    Lots of Love ♥
    Deine Sprotte

    AntwortenLöschen
  3. Es ist etwas total verrücktes passiert. Etwas, das kaum zu glauben ist. So richtig krass und wirklich SO unheimlich, dass ich beinahe ein bisschen Angst bekommen habe eben. Es geschah, als ich deinen Text fertig gelesen hatte, mein Herz. Krasse Scheiße! Ehrlich wahr. Sowas erlebt man selten und doch ist es passiert! JENNY WAR SPRACHLOS! Aber nicht so "Uff, ich bin sprachlos.", sondern eher so "Oh mein Gott, was für ein wundervoller Eintrag, darauf KANN ein Mensch doch jetzt gar nichts vernünftiges schreiben, verdammt!!!" :D Alter Schwede! Weib! Ist das denn zu fassen? Nun sitze ich hier und schreibe Unsinn, weil ich so durch und durch überwältigt bin von deinen Zeilen! Und das nach diesem total blöden Tag! Vielen Dank, du Schatz (aber nicht dieser übliche goldene, sondern der bunte, besondere und so ... du weißt ja xD) ...

    In allergrößter Liebe, aber sowas von ♥

    dein Seelenzwilling :*

    AntwortenLöschen