Dienstag, 19. März 2013

Zwei Wölfe

"Hört, ich will euch eine kleine Geschichte erzählen: Nach dem schrecklichen Krieg mit den Bleichgesichtern waren mein Mann und ich für Kokoum wie Vater und Mutter. Er war noch klein und brauchte unsere Fürsorge. Der Zorn über den Tod unserer Kinder machte unser Herz schwer. Als wir einmal am Abend am Feuer saßen, sprach Kokoums Großvater: "Manchmal fühle ich mich, als würden zwei Wölfe in meiner Brust miteinander kämpfen. Der eine ist aggressiv, rachsüchtig und will zerstören. Der andere ist sanftmütig, liebevoll und nimmt Anteil am Leben anderer." Da fragte der kleine Kokoum: "Welcher der beiden Wölfe gewinnt den Kampf, Großvater?" Und dieser antwortete: "Der, den du fütterst, mein Junge!""


Jedes Mal, wenn ich diese Geschichte gehört habe, erfasste mich ein Gefühl der Ruhe und der Freude. Augenblicklich gingen mir wieder Millionen viel zu schneller Gedanken durch den Kopf, prallten links und rechts an die Schädelplatten wie wildgewordene Flummies und drehten zwischendrin Loopings, als wären meine Gehirnwindungen eine Achterbahn. Am Ende jedoch, blieb nur ein Gedanke in dicken, fetten großgeschriebenen Buchstaben stehen: Er hat recht! Diese Worte stammen ja augenscheinlich von einem Indianer, niemand sonst redet von "Bleichgesichtern" und "Wölfen in der Brust". Und trotzdem, hätte dieser Mann Sirius Black getroffen, ich wette, sie wären sich so einig gewesen, wie sonst niemand. Jeder von uns hat diese zwei Wölfe in seiner Brust, eine helle und eine dunkle Seite. Aber welcher Wolf stark ist, welche Seite mehr leuchtet, das ist allein unsere Entscheidung. Ja, unsere Umwelt prägt uns, sehr stark sogar. Und dennoch ist jeder von uns für seinen Wolf verantwortlich. Viele Menschen schenken dem aggressiven Wolf mit dem dunklen Fell zu viel Nahrung, so dass ihnen scharfe Zähne und Krallen wachsen und ihr Blick auf das Leben und die Menschen in ihrem Umfeld getrübt wird und der Groll in ihrem Herzen wächst. Ich wünschte so sehr, diese Menschen könnten so einfach erkennen, dass etwas schief läuft, die Seite wechseln und ihr Winterfell abschweifen wie Kokoum das getan hat. Ich wünsche euch, dass ihr den liebevollen und sanftmütigen Wolf füttert und erkennen könnt, wie schön das Leben ist. Und selbst, wenn es schwer fällt und der dunkle Wolf zum Kampf aufbegehrt, könnt ihr ihn besiegen! Mit Geduld, Liebe & dem Blick für die wundervollen kleinen Dinge im Leben. Und ohne Groll im Herzen. (:

♥ Regenschirmtier

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